Wie ist zu erkennen, welche der Frauen auf dem Strich selbstbestimmter Sexarbeit nachgehen und welche in Zwangsprostitution verstrickt sind? Der Verband ist unter anderem Träger von aufsuchender Sozialarbeit bzw. Etwa 30, vorwiegend ältere Personen sind gekommen, um sich über das Leben von Sexarbeiterinnen zu informieren.
Eine Zehlendorfer Katholikin zeigt sich enttäuscht, dass die Sexarbeiterin, die aus ihrem Leben berichten sollte, kurzfristig abgesagt hat. Eine junge Frau hätte sie sehen können, die mit einem Energydrink in der Mittagssonne wartet und die Kieztour-Gruppe skeptisch beäugt.
Und die Mittfünfzigerin im Kostüm und mit suchendem Blick. Eine Journalistin verlässt ihre berichtende Rolle und beharrt auf der Notwendigkeit, nicht nur Freier zu illegalisieren, wie dies in Schweden geschehen sei, sondern Prostitution als solche zu verbieten. Diese sei nie wirklich selbstbestimmt und Ergebnis eines frauenfeindlichen Systems. Ehret und ihre Kollegin Margarete Muresan aber verwehren sich aus der Praxis heraus einer solchen Pauschallösung.
Verbote machten die Prostitution zwar weniger sichtbar, verhinderten sie aber nicht. Wir haben es mit Frauen zu tun, die für einen Zehner was machen, aber auch mit welchen, die unter Euro keinen Mann anfassen. Andererseits gelte es, die Sexarbeiterinnen über ihre Rechte, insbesondere über das seit geltenden Prostituiertenschutzgesetz, aufzuklären.
Auch bei Versicherungsfragen, der Wohnungssuche und emotionalen Fragen würde Unterstützung in verschiedenen Sprachen angeboten. Grundsätzlich müsse man daran arbeiten, dass wirtschaftliche Diskrepanzen — in Europa, aber auch global — abgebaut werden, so Ehret. Durch diese gelangten speziell Migrantinnen schnell in die Abhängigkeit von der Prostitution. Die Dunkelziffer sei aber nach wie vor hoch, den offiziellen Zahlen traue sie nicht.
